HR Trends: Worauf es für HR-Verantwortliche jetzt ankommt

Was sollten Führungskräfte wissen, um zeitgemäße Mitarbeiter:innengespräche 2023 zu führen?

Stefan: Zeitgemäße Mitarbeitendengespräche zu führen, bedeutet sich zu Lösen vom Gedanken, dass es sich hierbei um formalisierte Jahres-Aufgaben mit hohem Dokumentationsaufwand handelt. Vielmehr sind solche Gespräche, die übrigens häufiger unterjährig stattfinden sollten, eine Chance, um Feedback zu geben – aber auch umgekehrt ein solches zu erhalten. Dabei sollten die Themen Leistungsbeurteilung oder Vergütungsentwicklung bestenfalls davon abgekoppelt sein, um vielmehr die Möglichkeit zu bieten, eine offene Austauschkultur zu stimulieren und weiterzuentwickeln.

Um auch bei Remote Jobs mit der notwendigen Augenhöhe Gespräche führen zu können, empfehle ich persönliche Vor-Ort-Treffen, gerne auf outdoor als sogenanntes „Walk & Talk“.

Nun haben Führungskräfte auf der Individualebene manchmal nicht den ausreichenden Hebel, um grundlegende Veränderungen im Bereich der Mitarbeiterführung alleine umzusetzen. Hierbei könnte der HR-Bereich eine wichtigere Rolle spielen. Wie verändert sich aus deiner Sicht die Rolle von HR in Transformationsprozessen weiter?

Stefan: Das Spannende ist ja, dass sich Rollen nur dann wirklich verändern, wenn HR auch bereit und vorbereitet ist für das Ausfüllen einer neuen Rolle. Bislang sehen sich HR-Verantwortliche immer noch stark in der reaktiven Dienstleister-Rolle. Dabei haben die meisten Prozesse und Themen rund um die Transformation eine deutliche HR-Komponente, seien es Bereiche wie beispielsweise Skills, Karriere, Vergütung, Aufgabenentwicklung, Rollen, Leadership, Gesundheit.

Um hier einen Rollenwechsel hin zum echten Partner des Business auf Augenhöhe zu vollziehen, muss HR das Geschäft des Unternehmens deutlich besser verstehen und stärker in Wertschöpfungsprozessen denken. Dann kann auch der eigene Wertschöpfungsbeitrag leichter herausgearbeitet und dargelegt werden. Voraussetzung dafür sind allerdings strategisch und vernetzt denkende Mitarbeitende – die vielleicht sogar aus dem Business selbst rekrutiert werden.

Neben dem großen Thema der Transformation stellt der Arbeitskräftemangel eine große Herausforderung dar. Die Bindung von bestehenden Mitarbeiter:innen wird deshalb genauso wichtig wie das Finden von neuen Bewerber:innen. Wie hängt Retention (Mitarbeiterbindung) und die Unternehmenskultur zusammen?

Stefan: In den meisten Befragungen zur Arbeitgeberattraktivität spielt das „angenehme Arbeitsumfeld“ eine große Rolle. Die sogenannte Unternehmenskultur als Spiegel der tatsächlich gelebten Werte, ist häufig ein vergleichsweise schwammiger Begriff. Dennoch ist eine für die Mitarbeitenden passende (!) Unternehmenskultur ein wichtiger Faktor, um sich dort auch längerfristig wohlzufühlen. Das merken gerade immer mehr Unternehmen, so dass viele sich mit den eher weicheren Kultur-Faktoren zu beschäftigen beginnen.